Kuhn Back & Gastro AG – Auf Erfolgskurs dank Nachfolgeregelung

Alles ist in trockenen Tüchern, die Nachfolgeregelung aufgegleist – und dann kommt alles anders. Die Firmengeschichte der Bäckerei Kuhn zeigt: Es geht nichts über eine saubere Nachfolgeplanung, auch wenn sie am Ende über den Haufen geworfen wird.

Ein Erfahrungsbericht von Ralf Schröder

 

Ich begleite die Bäckerei Kuhn nun schon über 15 Jahre, seit 2010 als Mitglied im Verwaltungsrat. Alles begann, als Werner Kuhn seine Nachfolge anging und seinen Sohn mit ins Boot holte. Es ging im ersten Schritt darum, die finanziellen Rahmenbedingungen abzustecken und die Chancen und Risiken abzuwägen. Die Ausgangslage: Eine Bäckerei in Brunnadern plus eine kleine Filiale in Schönengrund, ca. 20 Mitarbeitende; ein klassischer Kleinbetrieb. Die Firma war damals weder sehr rentabel, noch war das nötige Eigenkapital für ein Buyout vorhanden. Der Vater brauchte noch ein Einkommen bis zur Rente und im Betrieb standen dringende Modernisierungen an. Ein enges Korsett also, fast ohne Reserven. Doch es war wichtig, dass auch die Schwester in den Prozess miteinbezogen wurde, damit eine faire Lösung für alle Familienmitglieder gefunden werden konnte.

Ich merkte schnell, dass ich es bei den Kuhns mit einer stabilen Familienstruktur zu tun hatte. Werner hatte sich bereits frühzeitig mit dem Thema auseinandergesetzt, was den Nachfolgeprozess stark vereinfachte. Werner wünschte sich, dass der Betrieb mit Sohn Richard in fünfter Generation weiterlief. Werner war guter Dinge und liess sich wohlwollend auf den Nachfolgeprozess ein. Gemeinsam konstruierten wir eine Übergangslösung, bei welcher der erwirtschaftete Gewinn zum einen die Altersvorsorge des Vaters und zum anderen den Kaufpreis für den Sohn in drei bis vier Jahren sichern sollte. Ein Modell, bei dem beide Kompromisse machen mussten. Auch die Schwester stützte den Plan. 

Es gibt einen definierten Prozess, aber kein Rezept. Das ist bei jeder Nachfolgeplanung individuell.
Diese Phase im Nachfolgeprozess verlief bei Kuhns mustergültig. Das ist nicht immer so, denn oft werden in dieser heiklen Phase die emotionalen Komponenten unterschätzt, ganz besonders bei Familienunternehmen. Ich bin überzeugt, dass viele Family-Buyouts an emotionalen Themen scheitern, oft auch an mangelnder Empathie seitens des Beraters. Zu den bereits komplexen und heiklen Sachthemen kommen nämlich noch die familiären Aspekte hinzu. Dabei muss sich der Übergeber mit vielschichtigen Fragen auseinandersetzen, wie:

 

  • Ist diese Lösung fair für alle Kinder? 
  • Wie machen wir das mit den Mitarbeitenden?
  • Habe ich im Alter genügend Einkommen? 

Auch der Übernehmer muss ehrlich mit sich selbst ins Gericht: Traue ich mir das zu? Will ich das überhaupt, und unter welchen Voraussetzungen? Als Berater bin ich in dieser Prozessphase Zuhörer, Mediator, Mentor, Begleiter, Coach, alles in einem. Wenn ich dabei nicht in der Lage bin, eine vertrauensvolle, ehrliche und wertschätzende Kommunikation zwischen den Parteien aufzubauen, wird keine Nachfolgelösung zustande kommen. 

Als wir die Nachfolgeregelung der Kuhns sauber geplant, den Erbvertrag aufgesetzt, also alles unter «Dach und Fach» hatten, kam wie aus dem Nichts das Angebot, in der Shopping Arena einen Gastrobetrieb zu übernehmen. Investitionssumme: 3 Mio. Franken. Was nun? Von den Finanzberatern kam unisono das Nein. Doch als Unternehmer kriegst du eine solche Chance nur einmal. Auch weil wir zu diesem Zeitpunkt mit Vater und Sohn die doppelte Managementkapazität zu Verfügung hatten und der Sohn sich mit diesem neuen Projekt gleich beweisen konnte. So entschied man sich innerhalb der Familie für ein: ja, wir machen das! Die St.Galler Kantonalbank hat den straffen Finanzplan schlussendlich unterstützt und 
blieb über all die Jahre die Bank des Vertrauens. Doch ohne den Mut und die Bereitschaft von Vater Werner, nochmals volles Risiko zu fahren, wäre dieser Schritt nicht möglich gewesen. Er glaubte an die Idee, und insbesondere an seinen Sohn, der mit der Filiale in der Shopping Arena praktisch als eigenständiger Unternehmer startete. 


Wachstum mit einer klaren Expansionsstrategie
So schrieb der Sohn das nächste Kapitel in der Firmengeschichte. Und unsere eigentliche Arbeit begann erst so richtig. Nun könnte man zum Schluss kommen, dass die ganze Nachfolgeplanung für «die Katz» war, schliesslich wurde diese am Ende geschreddert. Aber das gegenseitige Vertrauen, das durch den Prozess und die vielen Gespräche gewachsen ist, war die Basis für den nächsten Schritt. Ich bin überzeugt: Die klare Formulierung von Zielen, Wünschen, Chancen und Gefahren und das damit erarbeitete Vertrauen waren die Schlüsselpunkte. Wir haben uns schlussendlich für eine andere Lösung entschieden, aber der Weg dorthin war richtig und wichtig.


«Ich bin Ralf Schröder für seine Kompetenz in der Unternehmensstrategie und sein Feingefühl für die richtigen Entscheidungen sehr dankbar.»

Richard Kuhn, Geschäftsführer Kuhn Back & Gastro AG


Die Erfahrungen und Learnings aus dem Projekt «Shopping Arena» waren unsere Basis für die Unternehmensstrategie 2020. Im Mittelpunkt standen die Werte und Tugenden des Toggenburgs. Auf diesem Fundament entwickelte sich der Betrieb unter der Leitung von Richard Kuhn in den letzten 15 Jahren zu einem erfolgreichen Unternehmen mit einem authentischen Markenauftritt. Diese starke Identität wirkt auch auf die Mitarbeitenden. Jedes Crewmitglied erhält eine Schulung über Werte, Produkte und Rohstoffe. Das schafft Nähe und eine Basis des Vertrauens und der Wertschätzung. 


Dank Strategieplanung gewappnet für die Herausforderungen dieser Zeit 
Nach wie vor steht die Bäckerei Kuhn vor vielen Herausforderungen. Fachkräftemangel, Digitalisierung, steigenden Preise für Rohstoffe und Energie, um nur einige Faktoren zu nennen. Doch meine jahrelange Erfahrung in der Beratertätigkeit zeigt: Erfolg ist das Ergebnis strategischer Entscheidungen und operativer Anstrengungen. Wer sattelfest ist in seiner Unternehmensstrategie – gerade auch in Zeiten des Wandels – hat die richtigen Werkzeuge, um Gewohntes kritisch zu hinterfragen und Neues zu wagen. 

Ralf Schröder, Dr. oec. HSG, ralf.schroeder@hsp-con.ch

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