Widerstandsfähig in der Krise

Woher speist sich unsere Widerstandsfähigkeit und die Kraft, schwierige und schwierigste Situation einigermassen gut zu überstehen.

 

 

Die Bedeutung der eigenen Widerstandsfähigkeit in krisenhaften Situationen

In Anlehnung an und inspiriert durch Vorträge von Dr. F. Schulz und Dr. med. G. Fischer schildere ich hier meine Gedanken und Erfahrungen. Die aktuelle Krise ist nicht durch einen «Sprint» zu überwinden! Es handelt sich aller Erwartung nach um ein Langstreckenrennen. Also sind hier besondere Fähigkeiten erforderlich bzw. die angelegten Elemente deutlich zu entwickeln und zu stärken.

Die Gesundheit ist nicht alles, aber wenn man krank ist, ist alles nichts! Was für eine Binsenwahrheit. Trotzdem scheint es mir wichtig, erneut darauf hinzuweisen.

Die häufig anzutreffenden Vokabeln lauten in diesem Zusammenhang Resilienz oder Salutogenese. Beide Begriffe stammen nicht aus dem BWL-Wörterbuch, sie sind eher Bestandteil des «Seminarsprechs», nichtsdestotrotz sind sie enorm bedeutsam besonders in der Krise. Gesunde und Widerstandsfähige sind gefragt, Sieche und Kranke sind selten gute Führende!

Unsere Welt ist ver–rückt worden, von einem Umstand, den wir im Moment nicht beherrschen. Unsicherheit bedroht uns! Der «Vogel Strauss» kann kein Vorbild sein, sondern nur aktives Angehen scheint Abhilfe zu schaffen.

Woher speist sich unsere Widerstandsfähigkeit, also die Kraft, schwierige und schwierigste Situation einigermassen gut zu überstehen.

Der Boxer Henry Maske beschreibt seine Vorgehensweise kurz und knackig mit: «Den Kopf aus der Gefahrenzone halten und einmal mehr aufstehen als hinfallen!»

Alle Wissenschaftler, welche sich mit der Widerstandfähigkeit des Menschen beschäftigen, sind sich einig über die 4 Haupteinflussgrössen:

  • Erleben von Gemeinschaft
  • Leben in Sinnhaftigkeit
  • Körperliche und geistige Gesundheit
  • Umgang mit Angst

Was kann der Einzelne nun konkret tun, um für die schwierigen Situationen gewappnet zu sein.

Leben und Erleben von Gemeinschaft gilt allgemein als der stärkste Resilienz Faktor.

Schaffen Sie Inseln der Gemeinschaft. Natürlich sind straff geführte Videokonferenzen wichtig, aber sie sind ungeheuer anstrengend. Virtuelle Kaffeepausen, Video-Apéros, entspannte Zusammenkünfte zur Stärkung der Zusammengehörigkeit, etc. sind ausserordentlich wichtig und hilfreich. Nutzen Sie diese Foren auch zum Austausch von Alltäglichem, Spass und anderen nicht unbedingt 100 % zielführenden Inhalten. 

In einer gefühlten und erlebten Gemeinschaft lassen sich Gefühle wie Unsicherheit und Bedrohung viel besser aushalten und überwinden als im Gefühl der Einsamkeit.

Ausgedrückte persönliche Wertschätzung ist ein weiterer entscheidender Faktor. Das Wahrnehmen des Anderen als Mensch und nicht ausschliesslich als Produktionsfaktor erzeugt Nähe und menschliche Wärme.

Friedrich Nietzsche und Viktor Frankl haben die Bedeutung des «Warum» und des «Wozu» längst erkannt. «Wer ein WARUM zu leben erträgt nahezu jedes WIE», lautet die Erkenntnis. Während Nietzsche es intellektuell erkannte, hat Frankl den Holocaust als Betroffener überlebt. Die Frage nach dem Sinn ist für nahezu alle Menschen eine existenzielle Frage! Viele weitere Wissenschaftler bestätigen diese These.

Hinterfragen Sie für sich und Ihre Mitarbeiter die banalen Fragen: Warum tun wir das und wozu ist es notwendig? Erarbeiten Sie die Antworten mit Ihren Mitarbeitenden und ermöglichen Sie somit die Sinnfindung. Besprechen Sie den Beitrag des Einzelnen am Ganzen und zeigen Sie die Wirksamkeit auf.

Sinn kann nicht befohlen oder angeordnet werden, man kann ihn nur selbst finden. (V. Frankl)

Körperliche und geistige Gesundheit sind zwingende Voraussetzungen zur Überwindung einer jeder Krise.

Der Volksmund sagt: «Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen» und die alten Römer wussten schon: «Mens sana in corpore sano»! Was ist also matchentscheidend:

  • Ruhe und Schlaf
  • Ernährung
  • Bewegung

Schaffen Sie für sich und Ihre Mitarbeitenden stressfreie Inseln. 10-20 Minuten nur für sich allein ohne jegliche Störung pro Tag sind ein guter Anfang. Hören Sie Ihre Lieblingsmusik oder geniessen Sie einfach die Schönheit der absoluten Ruhe. Gehen Sie an einen Ort, wo Sie ungestört diese Insel erleben können. Autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder eine milde Form von Yoga sind für viele ebenfalls sehr hilfreich, ohne den goût der Esoterik zu verbreiten! Schlafen Sie ausreichend, bauen Sie so wenig Schlafdefizit auf wie irgend möglich.

Die Ausgewogenheit der Ernährung ist ein weiterer Baustein zur Schaffung und Stärkung der Widerstandsfähigkeit. Halten Sie sich an die Ernährungstipps der Experten, Obst und Gemüse, wenig rotes Fleisch und allenfalls mässiger Alkoholkonsum.

Die Sauerstoffversorgung des Körpers und des Gehirns sollte durch moderate, aber regelmässige Bewegung gesteigert werden. Hier macht alles Sinn, was Spass macht, ohne den Körper zu überfordern. Täglich 20-30 Minuten bei einem Puls um die 130 Schläge pro Minute waren schon immer sehr hilfreich.

Widerstandskiller Nummer eins ist die Angst

Der bewusste und aktive Umgang mit der eigenen Angst, welche in der Krise real existiert, führt zur Erweiterung der Widerstandsfähigkeit. Dies bedeutet konkret, dass wir aufhören, die Angst klein zu reden, wegzuwischen, zu bagatellisieren (Das erste Kölner Gesetz: Et is noch immer jood gegangen) oder sich hinein zu steigern. Dass wir Angst haben vor etwas Unbekannten, vor Dingen, welche wir noch nicht beherrschen, wo wir nicht wissen, wie damit umgehen ist normal. Wir können aber auch fragen, was ist denn sonst noch da ausser Angst?

Das bewusste Erzeugen von positiven Gedanken: Was sind meine Kompetenzen, meine Erfolge in der Vergangenheit, meine Errungenschaften, meine Ressourcen, auf wen kann ich jetzt zählen, hilft!

Positive Gefühle, ohne in eine „Think pink“-Falle zu tappen, sind sehr willkommen. Freude, Dankbarkeit Stolz, Liebe, Vergnügen, Lachen, etc. erzeugen weitere hilfreiche Signale in Richtung Widerstandsfähigkeit.

Wenn wir das Gefühl haben und halten können, selbst wirksam zu sein, etwas bewegen zu können, statt ausgeliefert zu sein, dann haben wir bereits erhebliche Schritte hinter uns!

 

Zusammengefasst kann man festhalten:

  • Widerstandsfähigkeit ist enorm wichtig
  • Widerstandsfähigkeit kann entwickelt werden
  • Jeder ist für seine eigene Widerstandsfähigkeit verantwortlich
  • Jeder kann etwas für sich tun
  • Führungskräfte können wesentliche Dinge beitragen

Schlusshinweise

  1.  Für die Führungsarbeit: Alles was in der Normalsituation unter guter Führung verstanden wird ist jetzt doppelt so wichtig und alles was im Normalfall stört oder hindert hat jetzt 4-fache negative Auswirkung!

  2.  Für den allgemeinen Umgang mit unseren Mitmenschen: Ein Lächeln kostet nichts und bringt so viel! Übrigens: Wir lächeln mit dem Unterlid und nicht mit dem Mund, also sieht man es auch unter der Mund-Nase-Maske!

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